Heinz-George-Pokal 2016: nach Runde drei
In einer vorgezogenen Partie gewann Cliff gegen Andreas,
und führt somit mit voller Punktzahl allein die Tabelle an. Überraschend ist
das sicher nicht.
Sören stand gegen Jürgen nach meiner Einschätzung nach
der Eröffnung einen Hauch besser, vor allem langfristig betrachtet. Dieser
Vorteil (falls denn einer da war) entglitt ihm aber vollends, und es kam zu
einem ausgeglichenen Endspiel T+L+4 Bauern. Hier hatten beide einen Freibauern
am Damenflügel. Nach dem Tausch der Läufer verblieb ein reines Turmendspiel mit
je zwei Bauern. Jürgen hatte beide Randbauern, Sören zwei verbundene Bauern am
Rand. Das muss doch remis sein, denkt man. Aber Jürgen kam sehr schnell mit
seinem Bauern vorwärts; hier schien Sören nicht immer die richtige Antwort
gefunden zu haben. Das Problem war dann, dass es nicht einmal mehr möglich war,
den Turm gegen den Freibauern zu opfern, um dann am anderen Flügel schnell
vorwärts zu kommen. Jürgen erzwang Turmtausch und damit den Sieg in dieser
umkämpften Partie - starke Leistung.
Stefan spielte gegen Nikolai Quiring erneut furchtlos. Er
ließ einen Isolani im Zentrum zu, den sich der Altmeister aus Rendsburg mit
einer kleinen Kombination sogleich eroberte. Dann allerdings kam Stefan mit all
seinen Figuren zu sehr offensivem Spiel; die Partie war nur einen Hauch davon
entfernt, glatt gewonnen zu sein. Auch so reichte die Initiative, um zu klaren
Vorteil zu kommen. Vor Abschluss einer Abwicklung, an deren Ende Stefan
zwingend mit einem Mehrbauern im Schwerfigurenendspiel heraus gekommen wäre,
bot Nikolai Quiring remis an, und Stefan nahm an. Okay, gegen einen so viel
besseren Spieler ist ein remis mehr als respektabel, aber wenn man sich die
verbliebenen schwarzen Figuren anguckt: Ba7 und b7, Ta8, Db8, und weiß dazu
einen Mehrbauern hat... nun gut. Eine tolle Partie von Stefan, der nunmehr das
zweite remis gegen einen erheblich besser eingestuften Gegner erreicht hat.
Burkhard gegen Jens war eine weitere Partie, die Spannung
versprach. Burkhard hatte etwas mehr Luft im Zentrum, aber es war lange ein
Schattenboxen. Noch nach vielen Zügen standen beide Heere vollzählig auf dem
Brett. Burkhard löste die Spannung auf, und Jens reagierte nach meinem
Empfinden zunächst nicht optimal. Die Bauernstellung war zwar danach
symmetrisch, aber die einzige offene Linie ging in Burkhards Besitz über. Nach
Tausch aller Türme und Läufer bedrängte Burkhard Jens Stellung, der aber den
Laden zusammen hielt, und zeitlich klar in Vorteil liegend (etwa 10 gegen 3
Minuten) remis anbot. Burkhard überlegte gefühlt endlos, spielte weiter, ohne
allerdings eine Idee zu haben, wie die schwarze Bastion zu knacken sein könnte.
Er bot nun selbst in einer absolut ausgeglichenen Stellung mit 1:08 Minuten
gegen etwa 9 Minuten remis an... und Jens nahm an.
Rolf stand einen Hauch aktiver gegen Birk, und hatte
bereits lang rochiert. Birk ging gegen Rolfs Rochadestellung vor, und Rolf
opferte eine Figur, um den schwarzen König im Zentrum fest zu halten. Birk
befreite sich aber gut, worauf sich Rolf zu einem zweiten Figurenopfer genötigt
sah. Auch dies wurde aber als unzureichend zurück gewiesen, und Birk fuhr
sicher die Ernte ein. Eine sehr abgeklärte Vorstellung.
An der Spitze ist nunmehr als einziger Cliff mit voller
Punktzahl. Ihm am nächsten kommt Jürgen, der auch in der nächsten Runde den
Spitzenreiter heraus fordert. Sollte auch Jürgen gegen Cliff verlieren, spricht
alles für einen Turniersieg von Cliff. Bereits einen ganzen Punkt liegen
Andreas und Birk zurück, die nun gegeneinander spielen. Eine weitere Begegnung
lautet Nikolai Quiring gegen Sören. Vor dem Turnier hätte man das als
richtungsweisend im Kampf um den Turniersieg ansehen können; hier allerdings ist
es eine Begegnung im Mittelfeld - 1,5 bzw. 2 Punkte Rückstand auf die
Tabellenspitze, und das nach drei Runden...
Egbert Hengst