Geglückter und gelungener
Saisonauftakt im Mannschaftspokal
In der ersten Runde des Mannschaftspokals trafen sich 23 Mannschaften
aus Schleswig-Holstein in Brokdorf. Mit Wrist,
Glückstadt, zwei Elmshorner Mannschaften, zwei Hademarscher Mannschaften, Heide
und auch zwei Mannschaften des gastgebenden Vereins kamen einige Teams aus der
näheren Umgebung, aber auch viele bekannte Gesichter aus Bad Oldesloe, Lübeck,
Flensburg waren zu sehen, dazu starke Bargteheider und der Bundesligist
Norderstedt. Unter den Zuschauern auch das größte Talent, das aus den Itzehoer
Reihen im letzten Jahrzehnt hervorgegangen ist, Giso Jahncke. Es gab Grußworte des Brokdorfer
Bürgermeisters und des Vorsitzenden des SV Brokdorf. Vorab mein Dank für den
Mut, diese Veranstaltung in unseren Kreis zu holen, und die hervorragende
Organisation an Volker Brandt und sein Team.
Teils entspannte, teils nervöse Gesichter, dann die Auslosung (gern
einen Riesen, aber nicht so gern einen vergleichsweise bekannten Gegner wie
Glückstadt, Elmshorn oder Heide). Unser Team bestand aus Hajo, mir, Arno
(Mannschaftsführer) und Cliff. Eine bunte Truppe, drei der shooting-Stars
und Neuzugänge der letzten Saison am Start. Viel zu verlieren hatten wir nicht,
es gab mindestens ein Dutzend Mannschaften mit besseren Chancen.
Die Auslosung brachte einiges, was teils zum Schmunzeln (Hademarschen
I gegen Hademarschen II), teils zum Raunen (Oldesloe gegen Schwarzenbek,
Norderstedt gegen Bargteheide) Anlass gab. Tisch acht : Itzehoe gegen... Heide
(nein, bitte nicht). Die Dithmarscher waren angetreten mit Meyer, Becker, Meiwald, Altenburg, also vier Verbandsliga-Spielern.
Paarungen waren somit Hajo-Meyer, Egbert-Becker, Arno-Meiwald,
Cliff-Altenburg; wir haben an den mittleren Brettern weiß. In meinen Augen war
Heide leicht favorisiert.
Ich hatte recht wenig Kampfgeist, keine Lust auf scharfe Eröffnungen,
daher versandete das Spiel recht schnell. Eine offene Linie, die zum Abtausch
aller Schwerfiguren geführt hätte. Da zu diesem Zeitpunkt Hajo eine Stellung
hatte, die ihm behagte, Arno gegen Gerhard Meiwald
okay stand, und Cliff sogar besser, bot ich remis an. Sönke Becker wanderte
fast ein halbe Stunde herum, weitestgehend kopfschüttelnd, nahm dann aber an.
Kurz danach tauschte Arno die Damen, ging in ein etwas schlechteres Endspiel
über, und bot ebenfalls remis an. Kurz danach kam zu meiner Überraschung die
Hand, remis angenommen.
Mittlerweile hatte sich herausgestellt, dass Hajo aus dem
Stellungs-Pudding mit klarer Initiative und etwas besserer Bauernstellung in
einem Leichtfiguren-Endspiel herausgekommen war. Cliff streute nach und nach
einige Giftpfeile, die ihm deutliches Raumübergewicht einbrachten;
entgegengesetzte Rochaden, Cliffs Bauern gingen gegen den weißen König voran
und drückten mehr und mehr auf die gegnerische Stellung. Jeder
Entlastungsversuch wurde zurückgewiesen.
Arno und ich konnten noch nicht in en Entspannungsmodus wechseln, da
es hier kein unentschieden gab. Bei Punktgleichheit entschied die Berliner
Wertung, aber wenn alle Bretter remis enden, wird geblitzt mit vertauschten
Farben. Also Spannung hochhalten.
Cliff trieb seinen Gegner immer mehr in die Enge, der Versuch eines
Gegenangriffs kostete eine Figur, wenn auch gegen zwei Bauern. Cliff beorderte
seinen König in aller Ruhe auf den anderen Flügel, dort stand dieser hinter
seinem Bauernwall sicher. Kurz danach wurde die weiße Dame ganz an den Rand
getrieben und dort erobert. Nach einigen Verzweiflungsopfern gab Cliffs Gegner
auf, eine faustdicke Überraschung. 2:1 für uns. Mit der freudigen Nachricht,
dass Cliff gewonnen hat und er nur noch remis spielen müsse, ging ich zu Hajo.
'Mir doch egal' brummte es mir entgegen. Warum wurde mir schnell klar. Hajo
hatte einen Bauern gewonnen, einen Freibauern auf einem Flügel gebildet, auf
dem anderen Flügel war Hajos König gerade dabei, den gefangenen Springer und
beide Bauern einzusammeln. Hajos Gegner gab auf; 3:1 gewonnen gegen Heide. Die
trugen es teils konsterniert, dann aber doch fair und gratulierten.
Oldesloe verlor gegen Schwarzenbek, ein harter Kampf. Und lange
wehrten sich die Norderstedter gegen die Niederlage gegen Bargteheide;
vergeblich. Im letzten Spiel des Tages willigte Arne Jochens gegen Benedict
Krause (ein weiterer Jungstar Schleswig-Holsteins) ins remis ein. Aufgrund der
Siege an den beiden hinteren Brettern setzten sich die Bargteheider durch. Der
Topfavorit also in der ersten Runde raus.
Es war unser Tag, und so hatten wir denn bei der Auslosung der
nächsten Runde Glück : wir spielen gegen Freilos, und
da diese nicht antreten wollen, sind wir kampflos eine Runde weiter.
Die beiden Topteams sind nun Lübeck und Bargteheide. Nicht so schwer
zu erraten, ob die beiden gegeneinander gepaart wurden oder nicht. Sie treffen
sich in Lübeck.
Es war spannend zu beobachten, wie die aus unserer Sicht 'Guten'
spielen und analysieren. Da ist nichts Gehetztes, die Herrschaften bleiben
immer ruhig, auch vergleichsweise 'lahme' Eröffnungen werden gespielt, dem
(schwächeren) Gegner zwischendurch eine kleine Schwäche verpasst, dessen
Aktivität neutralisiert, mehr und mehr getauscht, die positionelle
Überlegenheit in eine materielle umgewandelt, und der Punkt eingefahren, ohne
dass zwischendurch der Puls auf über 70 hat steigen müssen.
Ein rundherum gelungener Tag. Mal absehen davon, dass einer von uns
reichlich übernächtigt war, einer von uns vergessen hatte sich etwas zu trinken
mitzubringen, und einer von uns seine Aktentasche vor Ort hat liegen lassen.
vorn der Spitzenkampf Norderstedt (ganz rechts Arne Jochens) gegen Bargteheide.
Benedict Krause verfolgt stehend das Spiel seines Bruders Jonah gegen Dr.
Hartkopf. Dahinter Heide gegen Itzehoe. Aus bekannten Gründen passte Hajo nicht
aufs Bild.
der Beweis
Mannschaftspokal 1. Runde:
Itzehoe – Heide 3:1
Am Sonntag machen wir einen
Ausflug nach Brokdorf. Die erste Runde im
Mannschaftspokal steht an und es sind Egbert, Arno und Cliff, die mit mir
zusammen den Itzehoer Schachverein vertreten.
Während wir nahezu
vorbildlich pünktlich sind, tröpfeln die Teams aus weiter entfernten
Landesteilen erst nach und nach ein. Somit zieht sich der Vorgang der
Anwesenheitsfeststellung schon fast traditionell in die Länge um nahtlos in ein
Begrüßungsritual zu münden. Danach geht es auch gleich los – zwar noch nicht
mit den Partien doch immerhin finden sich zwei nette junge Damen bereit,
mittels Los zu bestimmen, wer gegen wen mit welcher Farbe an welchem Tisch
anzutreten hat.
Knaller der Runde ist zweifellos
die Begegnung von Bundesliga-Aufsteiger Norderstedt gegen den
Landesliga-Favoriten aus Bargteheide. Es gibt noch weitere spannende
Begegnungen von nahezu gleichwertigen Mannschaften. Unseren Weg kreuzt der
Schachverein Heide, just die Truppe, gegen die wir unser letztes Ligaspiel zu
bestreiten hatten. Doch während dieses bekanntlich friedlich mit 4:4 endete,
muss diesmal ein Sieger gefunden werden – Pokalmodus eben.
Wir wollen doch auch mal
sehen, wie Cliff sich in einer noch ungewohnten Atmosphäre bewährt und ich kann
sagen: das hat er gut gemacht. Er setzt seinem Gegner Altenburg, der ja nicht
ganz unerfahren ist, eine Eröffnung vor, die diesen schon ziemlich fordert. Im
Mittelspielspiel bleibt er aggressiv und versucht nicht, sich einzumauern. Die
lange Rochade setzt das Sturmsignal und er kann die Gegnerische Stellung
schleifen.
Arno kommt ganz gut aus der
Eröffnung und eigentlich warte ich nur noch auf die Vollzugsmeldung. Diese
lässt dann aber bis zum Ende auf sich warten. Irgendwie kann er den
schlangenhaften Bewegungen des Maiwald’schen
Springers nicht richtig folgen und als der sich krakenhaft
auf f7 ansiedelt ist Arnos Kampfeswille weggezaubert und die Partie remis.
Egbert darf wieder gegen
Becker spielen und wiederholt das Ergebnis der Mai-Session. Der gegenseitige
Respekt wird schon dadurch deutlich, dass Becker für das Abwägen des
Remisangebotes fast eine halbe Stunde seiner Bedenkzeit ablaufen lässt und es
dann doch annimmt, obwohl der Mannschaftskampf ein Weiterspielen erfordert hätte.
Ich muss mich gegen Meyer
wehren, der unternehmungslustig wie immer seine Machtmittel gegen meine
Königsseite massiert. Da er allerdings dafür die Entwicklung vernachlässigt,
kann ich ziemlich problemlos eine sehr angenehme Stellung erzielen. Ich glaube sogar
bereits Drohungen gegen seinen König zu haben, als er mich unsanft aus meinen
Träumen aufrüttelt und mich zwingt, überhaupt erst einmal wieder Ausgleich
herzustellen. Das gelingt zwar, doch verlassen schon große Materialkontingente
das Brett. In einen Endspiel mit jeweils Läufer und Springer erkennt mein
Gegner die Gefahr überhaupt nicht und bietet noch optimistisch remis an als ich
schon überlege, wie meine mobile Bauernmehrheit am Flügel in Bewegung gesetzt
werden könnte. Am Ende kann er in einem Springerendspiel den Durchmarsch eines
meiner Bauern nicht mehr verhindern.
Damit haben wir 3:1 gewonnen
und die nächste Runde erreicht, die wir dank eines Freiloses bereits
überstanden haben, während dort in der Spitzenpaarung Zweitligist Lübecker SV
und Favoritenkiller Bargteheide, die tatsächlich den Bundesligisten Norderstedt
in einem Kampf auf Biegen und Brechen ausgeschaltet haben, aufeinander treffen
und Platz für die Underdogs schaffen.
Um auch das Viertelfinale
noch zu überstehen werden wir reichlich Losglück benötigen, denn die
Mannschaftsaufstellungen der ersten Runde zu diesem Zeitpunkt deuten jedenfalls
darauf hin, dass auch die haushohen Favoriten den Wettbewerb und die Konkurrenz
ernst nehmen.