OHSM Runde 4: starkes Frauenschach, Cliff baut den Vorsprung aus
In einer vorgezogenen Partie gewann Cliff bereits wie berichtet gegen
Gerhard. Damit war klar, dass er alleiniger Tabellenführer bleibt. Die Frage
war nur, ob mit einem halben oder gar einem vollen Punkt Vorsprung.
Ich gesellte mich zur Retroanalyse ihrer Partie gegen Burkhard von
Angelika Maaß mit Michael Jendrian. Angelika stand im
Doppelturm-Endspiel klar besser; Mehrbauer bei ihr, Isolanis
und isolierter Doppelbauer bei Burkhard
sprachen eine klare Sprache (0 Schwächlinge gegen 4). Der Vorteil war
immens. Mit ein paar unglücklichen Entscheidungen ließ sie aber Burkhard wieder
ins Spiel kommen, und sogar Gewinnchancen erlangen. Aber dann machte sie wieder
gute, teilweise einzige Züge. Am Ende erzwangen beide Zugwiederholung, für
Angelika sicher ein Erfolg; für Burkhard ein glücklicher Halber. Nach ihrer
guten Partie gegen Karina erneut eine starke Leistung von Angelika.
Karina gegen Hans-Christian Ackermann war eine weitere Paarung, in der
aktive Spieler(innen) aufeinander los gingen. Beide griffen kompromisslos an.
Entscheidend war, dass Karinas Riesenspringer das Zentrum dominierten, und nach
der Öffnung am Königsflügel erzwang sie das Matt mit D+L-Batterie.
Vor dem Turnier hätte man bei
Sönke gewann gegen Hans-Henning, schien aber nicht so ganz zufrieden
mit seinem Spiel gewesen zu sein. Ulf gewann gegen Timo Maaß, Kenneth gegen Jan
Nissen, Jan Marten Gemkow in einer sehr scharfen
Partie gegen Rainer Möller und Mike Göring gegen Christian Hellmann.
Bleibt noch meine Partie, mal wieder gegen Martin Kruse, wie üblich
mit schwarz. Wie immer wollten wir beide gewinnen. Ich war im Vorwege nicht
sicher, welche Eröffnung aus meinem Repertoire den Vorzug erhalten sollte.
Nacheinander kamen mir in ähnlicher Reihenfolge Holländisch klassisch,
Halbslawisch, Königsindisch, Nimzoindisch,
Holländisch Leningrad und Grünfeld-Indisch in den
Sinn. Ich konnte mich nicht entscheiden (ein Problem bei großem Repertoire,
leider), war gedanklich bei Grünfeld. Dann entschied ich mich, etwas Neues zu
probieren, klassisches abgelehntes Damengambit. Martin Kruse wich aber früh von
seinem Standard-Aufbau ab, und so war es Neuland für mich. Martin griff früh
ohne Rochade an, und ich nahm feige im Zentrum mit dem Bauern zurück, die
schlechteste aller Möglichkeiten (vom Damenopfer mal abgesehen), die mich in
eine strategisch ungünstige Situation brachte. Eine höchst witzige
Zugwiederholung war durchaus begründet, Martin wich dann schnell aus, machte
auch Druck, und brachte mich in Schwierigkeiten. Als Ersatz hatte ich eine
klare und starke Mehrheit am Damenflügel, aber… ich hätte lieber weiß gehabt.
Als eine Entscheidung von Martin anstand, bot ich remis an, und er nahm an,
nichts Klares sehend, und meine D-Flügel-Mehrheit respektierend. Etwas
glücklich für mich, das remis.
So, Runde vier ist um. Cliff hat tatsächlich mit voller Punktzahl
einen ganzen Punkt Vorsprung. Verfolger sind die beiden Martins aus
Hademarschen, Kenneth, Sönke und ich mit je einem Punkt Rückstand. Da alle
Verfolger sich noch berechtigte Chancen auf den Turniersieg ausrechnen dürfen,
wird Cliff wohl kaum frühe remis-Angebote bekommen, und sich darauf einstellen
müssen, weiter hart kämpfen zu müssen. Möglicherweise lauten die nächsten
Paarungen Cliff gegen Martin Kruse, Martin Tiessen
gegen Kenneth und Sönke gegen mich. Wer weiß, es bleibt auf jeden Fall
spannend.