OHSM Runde 5: Tag der Rising Stars aus Husehoe
Zum Glück war ich auf der Fahrt nach Heide nicht wieder allein. Macht
Spaß, mit Cliff zu kommunizieren, ohne am Brett zerlegt zu werden. Ganz
instruktiv, unser Gespräch über die Vorbereitungen gegen unsere heutigen
Gegner. Cliff war gegen Martin Kruse vorbereitet, das war offensichtlich. Ich
hatte auch gegen Sönke etwas ausgegraben, das dann verworfen, etwas anderes
gefunden, was mir auch nicht zusagte. Immerhin – das kann mir auch für das
Spiel mit schwarz mal nutzen, wer weiß.
In einer Verfolgerpaarung (beide drei aus vier) spielten Dr. Martin Tiessen und Kenneth Nahnsen.
Recht zäh, das Ganze. Damen wurden getauscht, Kenneth griff sich die einzige offene Linie,
besetzte wichtige Stützpunkte und machte Druck. Offenbar spielte er sehr
hartnäckig auf Gewinn.
Den Spielaufbau in der Partie gegen Sönke (auch beide drei aus vier) hatten
wir schon mal in ähnlicher Form beim Pokal. Damals war uns klar, dass seine
latenten Drohungen gegen meinen König und mein Vorteil am Damenflügel sich die
Waage hielten. Diesmal ließen beide keinen Zweifel, die Partie ausspielen zu
wollen. Ich spielte auf Gedeih und Verderb darum, am Damenflügel etwas zu
öffnen, Sönke ging kompromisslos gegen meinen König vor. Ich bekam die a-Linie,
er Raum und Druck am K-Flügel.
Cliffs Vorbereitung griff, er bekam genau das, was er wollte
(beneidenswert….). Durchbruch im Zentrum, Martin einen Schwächling verpassen,
auf diesem herum trommeln, und ihn in die Kiste mit den geschlagenen Figuren
legen. Aber… Doppelturmendspiel, nicht einfach.
Kenneth griff sich das Läuferpaar, öffnete alles. Es ging ins Endspiel
mit den beiden Läufern gegen S+L auf Martins Seite bei jeweils zwei Bauern.
Hier machte Martin unter dem Druck, dem er die ganze Zeit ausgesetzt war, den
entscheidenden Fehler. Tausch des Springers gegen den „falschen“ Läufer, er
verblieb mit dem Läufer gegen den gegnerischen guten. Kenneth drang auch noch
mit dem König ein, eroberte einen Bauern, und drückte den einen Mehrbauern
durch. Starke Leistung, mit sehr ausgefeiltem Spiel gegen einen bisher stark
aufspielenden und zähen Gegner. Gut gemacht!
Wie nicht anders zu erwarten kam die gegnerische Streitmacht meinem
König bedrohlich nahe. Ich bin ein Fan von Ökonomie in der Verteidigung. Und so
stand ein einziger Springer der gesamten gegnerischen Streitmacht gegenüber,
und hielt tatsächlich den Laden dicht. Sönke öffnete etwas, aber das gab mir
Luft, und so konnte mein Turm an „seinem“ Flügel aktiv werden. Richtig brach
Sönke seinen Angriff ab, und tauschte ein Turmpaar auf der anderen Seite.
Gefühlt stand ich jetzt besser, aber dann tauschte ich die Dame, was vorher
immer gut gewesen wäre, nun aber nicht mehr genug Holz übrig ließ, um mit dem
Druck etwas anfangen zu können. Ich konnte nur noch zusehen, dass Sönkes Turm
passiv gebunden war, mehr aber auch nicht. Remis, nicht ganz zufriedenstellend.
Cliff hatte vier gegen drei Bauern am K-Flügel, einen Freibauern auf
dem anderen. Martin war wie erwartet zum Gegenangriff übergegangen, beide Türme
auf der zweiten Reihe. Ein Turm von Cliff war also passiv, während der andere das
Brett für sich hatte. Mit einem Vormarsch am K-Flügel wurde Martins
Bauerngerippe zerrissen, Cliffs Turm wütete, zwang die gegnerischen Türme die
aktive Position aufzugeben, und erzwang die Umwandlung des vorher so winzig
scheinenden Mehrbauern. Sehr abgeklärt gespielt. Sehr, sehr stark. Ich war da und
dort nicht sicher, und fragte ihn später, was Cliff denn bei diesem und jenem
Zug gemacht hätte. „Hab ich berechnet. Dann kommt einfach…“. Schach kann so
einfach sein.
Unser Ulf mühte sich noch bei Abfahrt mit einer Minusfigur gegen Mike
Göring, der aber alles im Griff zu haben schien, und sicher den Punkt
eingesackt hat.
Das übliche Drama des Abends war mal wieder bei Burkhard zu sehen. Er
hatte gegen Hans-Henning zwei Mehrbauern, und wollte mit dem Springer einen
dritten Bauern abgrasen. Hans-Henning deckte aber das Feld auf der Route
dorthin, und … Burkhard betrat es doch, Springer ersatzlos weg. Schnell
möglichst viele Bauern tauschen, vielleicht schafft man es mit drei gegen einen
Bauern und Minusfigur. Hans-Henning lehnte dankend ab, und musste zusehen, wie
damit sein Läufer eingesperrt wurde. Kurz danach gab er auf, weil er der
Ansicht war, dass gegen die beiden gegnerischen Freibauern nichts zu machen
war. Indes hätte noch in der Schlussstellung der Läufer unter Bauernopfer
befreit werden können, mit gewissen Remischancen.
So, Runde fünf ist um. Cliff hat volle Punktzahl, einziger Verfolger
ist Kenneth mit einem ganzen Punkt weniger, dann einen weiteren halben zurück
Sönke und ich (noch jemand vielleicht?). Über den Daumen sind die
Turniersiegchancen von Cliff sicher bei etwa 70 %, die von Kenneth bei etwa 20
%, alle anderen sind vermutlich zu weit
weg. Ich hatte zuerst vermutet, dass nun die beiden Jungstars gegeneinander
spielen müssen, aber… wer wird dann mein Gegner? Also wird es zu einem
Aufeinandertreffen von Cliff und mir kommen (ich spiele vermutlich mit
schwarz), am anderen Spitzenbrett treffen sich Kenneth und Sönke. In jedem Fall
hat Cliff Matchball. Siegt er auch gegen mich (nein, will ich nicht), und
gewinnt Kenneth nicht gegen Sönke, ist der Drops gelutscht.
Eins noch: bisher war ich immer am Zug, wenn es Würstchen gab. Ich
bekam immer nur noch heißes Wasser zu sehen. Diesmal hatte ich Glück; da ich
früh recht viel Zeit verbrauchte (am Ende hatte ich aber etwas mehr als Sönke),
habe ich in der entscheidenden Phase schnell gezogen. Gutes Zeitmanagement ist
wichtig!