Zweites
Rathaus-Schachturnier in Wilster
Im
letzten Jahr aus der Taufe gehoben gab es nun das zweite Rathaus-Turnier in
Wilster, ausgerichtet von den Schachfreunden aus Brokdorf. Schauplatz war das
neue alte Rathaus (ja, das gibt es - genau so wie es West-Ostfalen gibt),
geboren 1780, und dort hatten wir das Vergnügen im Spiegelsaal spielen zu
dürfen. Die Organisation war prima, zur Stärkung gab es im Park allerlei
Leckereien. Wünschenswert wäre vielleicht ein Schälchen Sekt im Spielsaal, aber
dann verstoßen wir leider gegen das Alkohol-Nicht-So-Gut-Finden. Und
alkoholfreier Sekt, bähh. Verschiedene Würdenträger
bereicherten das Turnier durch Ansprachen und Anwesenheit, gut so. Spielbedingungen?
Perfekt.
Das
Teilnehmerfeld war nicht so stark wie beim letzten mal.
Vermutlich spielt eine Rolle, dass am Vorabend die Bezirks-Schnell-Schach-Einzelmeisterschaften
in Elmshorn statt fanden, und aufgrund dessen viele dort spielten, und nicht
hier. Solche Terminkollisionen sind mitunter misslich, es muss wohl das BSSE
sich nächstes Jahr einen anderen Termin suchen.
Aber die
Spielerschar war doch recht bunt. Insbesondere aus dem Jugendbereich gab es mit
Thies Rosenburg (Burg auf Dithmarschen), Kenneth Nahnsen
(extra angereist aus Husum!) und Cliff reichlich hungrige und talentierte
Burschen, dazu eine ganze Reihe Brokdorfer, die auch
Ernst zu nehmen waren. Dazu zumindest aus meiner Sicht ein gefährlicher Gegner:
Alexey.
Erste
Runde gegen Jannik Teichert, der sich ordentlich aufbaute, dann aber mehr und
mehr unter Druck geriet, weil er auf seinem schlechten Läufer sitzen geblieben
war, den ich zum geeigneten Zeitpunkt doch abtauschte und am Damenflügel
durchbrach. Der Gegenangriff führte zu einer völlig entblößten Königsstellung,
die von meinen Türmen ausgebeutet wurde. Diese Partie ging nahezu über die
volle Zeit. Nur an Cliffs Brett wurde noch gespielt. Er spielte gegen Thies
Rosenburg. Die erste Runde musste also gelost worden sein, gleich zwei
Favoriten gegeneinander... Thies hatte eine Figur gegen zwei Bauern mehr, dazu
die bessere Zeit. Cliff gab Gas, musste dann aber ein Dauerschach in Reichweite
zur Kenntnis nehmen, dass seine Zeit um war.
Nun gegen
Kenneth, auch einen der jungen Wilden. Er hielt voll dagegen, verlor dann aber
einen wichtigen Bauern. Recht findig nahm er mir ihn wieder ab, welches
allerdings die Defizite in seiner Stellung vergrößerte. Nach einigen Abtauschen
ergab sich der Verlust eines ganzen Turms für ihn.
Über
meine folgenden Partien bin ich mir von der Reihenfolge her nicht mehr ganz
sicher, meine aber, nun gegen Thies Tiedemann gespielt zu haben. Kaum Fehler in
seinem Spiel, allerdings mit schwachen Bauern und der Gefahr des Königsangriffs
zurückgelassen. Dort ging ich aber in der falschen Reihenfolge vor, musste den
Angriff abblasen, zudem seinem Springer ein Riesenfeld gönnen. Kurz danach lief
ich in eine Gabel, die mich Qualität und Bauer kostete. Meinen Gegenangriff
konnte er mangels Zeit nicht mehr adäquat beantworten, und verlor mittlerweile
auch materiell deutlich zurückliegend auf Zeit. Da war eine Menge Brauchbares
in seinem Spiel.
Vor der
Pause hatten Thies R. und ich 3 aus 3, einen Punkt Vorsprung vor dem Rest. Nach
der Pause ging's gegeneinander. Thies
opferte einen Bauern, in meinen Augen hatte er nicht genug dafür. Ich gab ihn
zurück, tauschte seinen Rochadeläufer und meinte, besser zu stehen. Im
Doppelturmendspiel war ich mir nicht sicher, ob man besser Bauern klaut, oder
unter Bauernopfer seine ohnehin etwas geschwächte Königsstellung angreift. Ich
wählte Variante eins, allerdings kostete das auch Zeit, und Thies Türme hatten
plötzlich prima Felder, er bildete einen Freibauern und lief los. Ich zählte
nicht richtig, fraß noch einen Bauern und musste froh sein, den Bauer unter
Turmopfer noch unschädlich machen zu können. Nun liefen dann erst mal meine
Bauern, und kamen gut voran. Erneut tauchte dann aber eine Dame auf, was denn
zu viel war, auch wenn meine Bauern die zweite Reihe erreicht hatten.
Turmopfer, den König heranziehen, matt setzen war nicht mehr zu verhindern. Verdienter
Punkt für Thies, muss ich anerkennen.
Nun gegen
Cliff, der wie üblich unbekümmert drauf los spielte, und in ruhiger Stellung
ein bestenfalls windiges Figurenopfer brachte. Nach weiterem Materialverlust
war's vorbei. Ich war nachher nicht sicher, ob Cliff überhaupt sein Großhirn
eingeschaltet hatte. Zeitgleich spielte Thies R gegen Kenneth remis. Lange
hatte dort Thies einen Bauern mehr, dies wurde aber durch seine etwas
geschwächte Bauernstellung und durch Kenneth aktive Figuren voll kompensiert.
Nächste
Runde gegen Björn Behrend, gegen den ich mich auch wesentlich länger abmühen
musste als erwünscht. Erst sehr spät entschied ein nicht aufzuhaltendes
Bäuerlein zu meinen Gunsten. Zeitgleich schaffte Alexey gegen Thies ein remis,
so dass vor der letzten Runde Thies und ich punktgleich waren. Cliff verlor
gegen Kenneth, der ihn zweizügig materiell unterlegen matt setzte.
Thies
spielte gegen Thies, was mir erspart, Nachname nennen oder andeuten zu müssen.
Früh gewann Thies R. einen Bauern, nagelte zudem den gegnerischen König im
Zentrum fest, trieb ihn mit Schachgeboten vor sich her und gewann.
Alexey
griff mich an, wurde allerdings zurückgewiesen und am Damenflügel
zurückgedrängt. Mehrere Linienöffnungen kamen meinen Läufern zugute, die Alexey
sehr unter Druck setzten. Es kam ein Dameneinsteller von seiner Seite, die mir
zudem baldiges Matt ermöglichte.
Verdienter
Sieger wurde Thies Rosenburg, einen Buchholz-Punkt vor mir. Bester Jugendlicher
auch klar verdient wurde Kenneth Nahnsen, beste Frau
Anke Behrend. Nun gehen also zwei der schönen Pokale an unsere Freunde in
Dithmarschen und Nordfriesland, herzlichen Glückwunsch dazu! Den einen werde
ich versuchen nächstes Jahr zurückzuholen, auch wenn er gar kein Wanderpokal
ist, sondern jedes Jahr neu ausgespielt wird. Wie man hört, ist er nächstes mit
Brillianten, Rubinen und Gold verziert...
Egbert
Hengst