Itzehoe Vizemeister bei der Schnellschach Bezirksmeisterschaft
Am Freitag fand die alljährlich in Heide stattfindende Schnellschach-Bezirksmeisterschaft statt. Mit HaJo, Sven und Thorben hatte ich kräftige Mitstreiter an meiner Seite, so dass wir uns schon Chancen auf einen weiter vorne gelegenen Platz machten. 15 Mannschaften waren anwesend, darunter zwei starke Mannschaften aus Elmshorn, die Landesligatruppe aus Wrist-Kellinghusen allerdings mit Ersatz am 4. Brett und starke Mannschaften aus Heide und Hademarschen. Das sah nach einen spannenden Turnier ohne ganz eindeutigen Favoriten aus.
Mit leichter Verspätung begannen die Kämpfe. In der ersten Runde hatten wir Holo 1 als Gegner, eine machbare Aufgabe die auch mit 3,5:0,5 locker gelöst wurde. Nicht der auch in Hohenlockstedt spielende Thorben war friedlich gestimmt, sondern Sven ließ es ein wenig langsamer angehen.
Der nächste Gegner war von anderem Kaliber die erste Mannschaft von Elmshorn: Brett 1, 4 und 5 aus der Ersten + Malte Ibs versprachen ein schwerer Gang zu werden. Thorben schaffte ein schnelles Remis gegen Torsten Nold, danach folgte ein weiteres Remis zwischen HaJo und Emil. (HaJo: ich hatte ihn auf der Pfanne). Ganz stark Sven, der Malte souverän in die Knie zwang und ganz viel Glück Sören, der Patrick Rohde mit Figur weniger über die Zeit hebelte. Ein etwas glückliches 3:1.
Danach folgte die nächste Elmshorner Mannschaft nicht viel schwächer als die andere, sie hatten bereits in der 2. Runde Mitfavorit Wrist-Kellinghusen geschlagen. Hier verfuhren wir nach dem Motto „vorne halten hinten spalten“. HaJo und Sven Remis, ich und Thorben gewannen. Ein ganz sicheres und souveränes 3:1.
Die 4. Runde bescherte uns
einen alten Bekannten: Merkur Hademarschen. Zeit für HaJo
Revanche für seine Verbandsliganiederlage gegen
Wir waren jetzt deutlicher Tabellenführer, hatten bereits 3 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten.
Runde 5 gegen Heide: Sven gewann, aber HaJo verlor gegen Cay Dieball, ansonsten wenig los. Dass ich gegen Sönke Becker Remis spiele ist wohl unvermeidlich. Endstand 2:2 da war mehr drin. Der Motor fing ein wenig an zu stottern.
Runde 6 gegen Wrist-Kellinghusen: Als Tabellenführer war das natürlich unvermeidlich. Besonders wichtig in diesem Kampf war, dass Thorben die Schwäche der Wrister am 4. Brett ausnutzen würde. Das gelang ihm auch ganz hervorragend, so dass wir gegen die an den vorderen Brettern sehr starken Wrister die Niederlage am 1. Brett verschmerzen konnten. Als letzte Partie konnte ich in einer üblen Zeitnotschlacht mit Müh und Not ein Remis gegen Michael Jendrian herausholen. Zwischenzeitlich stand ich schon sehr bedenklich. 2:2 Endstand ein wenig glücklich. Der Schwung aus den ersten Runden war eindeutig dahin.
Wir hatten immer noch einen Punkt Vorsprung vor Elmshorn 2 und zwei Punkte vor diversen anderen Teams.
Runde 7 gegen Glückstadt: auch das ließ sich wohl nicht vermeiden, obwohl Glückstadt bisher eher weiter unten gespielt hatte und ganz sicher nicht mit ihrer stärksten Mannschaft angetreten war. HaJo's gefühlte Spielstärke war um Mitternacht auf dem Tiefpunkt und so machte er gleich gegen Rüdiger Kraas Remis. Der weitere Kampf entwickelte sich erst einmal sehr positiv für uns: Sven erreichte eine gute Stellung, ich gewann schon aus der Eröffnung heraus eine Figur und klaren Zeitvorteil, nur bei Thorben sah es nicht so gut aus. Thorben verlor dann auch, was aber noch kein Beinbruch war, da Sven wenig später seine Partie gewann und Elmshorn 2 gegen ihre 1. Mannschaft bereits zurücklag. Doch dann erfolgte das Drama, ich übersah ein Schach und hups war die Dame weg. 1,5:2,5 verloren.
In der Endabrechnung hatten wir einen Brettpunkt weniger als Elmshorn 1, die gegen ihre 2. Mannschaft hoch mit 3,5:0,5 gewannen. Dritter wurde überraschend Glückstadt auch mit 10 Punkten. Dahinter folgten dann weitere drei oder sogar vier Mannschaften mit neun Punkten. Das Feld war am Ende sehr eng zusammen.
Fazit: Auch wenn wir vor dem Turnier nie damit gerechnet hätten zu gewinnen, am Ende war doch aufgrund des Turnierverlaufes eine gewisse Enttäuschung zu spüren. Spaß am Schach hatten wir aber alle, besonders Sven, der an diesem Abend keine schlechte Stellung auf dem Brett hatte und mit 5,5 aus 7 bester Spieler am 2. Brett wurde.
Sören Koch
Vereinbarungsgemäß wird
Sören über das Mannschaftsturnier in Heide berichten. Ich möchte dazu noch
meinen eigenen Abend dort schildern.
Es fängt an mit einer Partie
mit Weiß gegen Jens Bartels. Was ich über Jens hörte und in einer freien Partie
vor einigen Wochen ja auch selbst bestätigt fand ist, dass er nicht in die
Kategorie Angriffsspieler gehört, in Bedrängnis seine Stellungen jedoch mit
äußerster Hartnäckigkeit und großem Einfallsreichtum verteidigt. Also versuche
ich es in einer Eröffnung, in der auch Jens gezwungen ist, aktiv zu spielen. Zu
meiner Überraschung macht er das und nimmt mir kurzerhand erst einmal die
Qualität ab. Meine Kompensation besteht in Läuferpaar und
Entwicklungsvorsprung, also dürften die Chancen etwa ausgeglichen sein. Es gelingt
mir, den gegnerischen König in der Mitte zu halten und ständig kleinere
Drohungen aufzustellen. Erst dann, als Jens beharrlich an seinem materiellen
Vorteil klebt, kann ich seine Position durch verschiedene Fesselungsmotive in
einen großen Knoten verwandeln, der für ihn nicht mehr aufzulösen ist.
Die zweite Partie führt mich
mit Schwarz gegen Emil Powierski, den ich in unserer
Verbandsliga-Begegnung als theoretisch und technisch stark, jedoch ein wenig
inflexibel und taktisch anfällig erlebt habe. Also versuche ich eine
theoretisch unterlegte Eröffnung mit vielen taktischen Facetten, in der auch
der damalige Weltmeister Karpov in eine Verluststellung geriet. Da Emil bald
abweicht, kann ich zügig eine sehr starke Initiative entfalten. Nach einem Springeropfer
auf f2 habe ich zwar nur 1 Bauern für die Figur, doch der weiße König ist
nahezu nackt. Fritz klopft mir auf die Schulter und meint + 3.9 – dummerweise
gilt das nur für die Züge, die er im Sinn hat. Ich finde andere, ganz
offensichtlich schlechtere und so verflacht mein Vorteil, ohne jedoch ganz zu
verschwinden. Die Figur hole ich mir zurück und habe immer noch die bessere
Position und viel mehr Zeit. Da versäume ich den Blick auf meine eigene
Königsstellung und – eine ebenfalls beobachtete Stärke von Emil ist seine
Fähigkeit, auch in sehr schlechten Stellungen den Kopf zu behalten und die
praktischen Möglichkeiten der Stellung auszunutzen – lasse eine Abwicklung ins
Dauerschach zu.
Danach darf ich mit Weiß
gegen
Der nächste Elmshorner, die
nächste Schwarzpartie – diesmal gegen Torben Köhnke
und hier gibt es eine Vorgeschichte:
Am Tag vorher war ich
Zuschauer beim Itzehoer Monatsblitzturnier – diesmal mit rekordverdächtiger
Teilnehmerzahl von 16 – und etwa 4 Runden vor Ende des Turniers kam es zu einer
Partie zwischen Cliff Ruhland und
Zurück nach Heide:
Torben scheint sich eher auf
die Vervollständigung seiner Kronkorken-Sammlung zu konzentrieren. Die Partie
nimmt dementsprechend nach zögerlichem Beginn schnell Fahrt auf. Zunächst kann
ich mit einer Abwicklung ähnlich der Arche-Noah-Falle
eine Figur gegen zwei Bauern gewinnen. Das macht mich so sorglos, dass mich
weitere Bauernverluste wenig tangieren. Erst als ich in einer Position mit
Turm, Läufer und 4 Bauern gegen Turm und 8 Bauern (immerhin war ein Doppelbauer
dabei) wieder beginne mir Gedanken zu machen erreicht mich die Erkenntnis, dass
ich irgendwo falsch abgebogen bin. Ich versuche also erst einmal, die Bauern am
Vorrücken zu hindern und kann, als Torben die Blockade zu durchbrechen versucht
schon mal einen Bauern zurückgewinnen. In einen Turmtausch einwilligend gewinne
ich auch noch einen zweiten und kann die inzwischen weit vorgerückten Bauern
auf einer Läuferdiagonale halten. Jetzt ist es also wieder klar gewonnen.
Während ich die weißen Bauern abhole, muss ich nur aufpassen, dass meine
eigenen beiden Schätzchen nicht zu Schaden kommen – und genau das misslingt.
Einmal falsch geschlagen und ich stehe mit König und Läufer gegen König da.
Erneut kann ich meine Lachmuskeln nicht beherrschen. Genau genommen ist das ein
sehr gerechtes Unentschieden.
Jetzt geht es mit Weiß gegen
Cai Dieball. Der
Silbermedaillen-Gewinner bei der Mathematik-Olympiade bevorzugt wie weiland der
große Lokalmatador Manfred Carl die französische Verteidigung. Ich spiele die
Eröffnung so ruhig, dass Cai meine Zentralbauern
angreifen und ich sie nur unter unerquicklichen Zugeständnissen behaupten kann.
Notgedrungen opfere ich also den b-Bauern und dann bereits aus Lust am Tun auch
noch den a-Bauern, was mir eine starke Initiative durch einen weit vorgerückten
d-Bauern beschert. Für diesen muss Cai seinen Läufer
opfern und schon sieht die materielle Bilanz von Figur gegen 3 Bauern bei guten
Aussichten auf einen Königsangriff nicht wirklich schlecht aus. Wie schon in
der zweiten Partie versäume ich jedoch auch hier den kritischen Blick auf die
eigene Königsstellung. Die Grundlinienschwäche kostet mich meine Mehrfigur und
damit auch die Partie.
Meine letzte Partie an
diesem Abend spiele ich mit Schwarz gegen Jens Wulf von Moers. Wir kennen uns
mit Unterbrechungen an die 30 Jahre. Immer wenn ich gegen Jens gespielt habe,
habe ich entweder eine starke Initiative entwickeln müssen um zu gewinnen oder
ich habe selbst scheinbar völlig ausgeglichene Stellungen verloren. Heute
spielt Jens einen englischen Aufbau gegen den es sehr schwer und schon gar
nicht schnell möglich ist initiativ zu werden. Obwohl ich problemlos zu einer
völlig befriedigenden Bauernstruktur komme, gelingt es mir nicht meine Läufer
aktiv zu platzieren. Er tauscht einfach auf f6 ab, baut sich in Ruhe auf und
kann seinen zentralen Durchbruch praktisch ohne Gegenwehr durchsetzen. Ein
taktischer Überseher kostet mich in kritischer Stellung noch einen Bauern und
danach ist es recht einfach für ihn. Wirklich unruhig wird Jens nur noch
einmal, als seine Uhr 10 anzeigt und er glaubt, dass es um Sekunden geht und
die Uhr kaputt sei. Aber dann erklärt ihm der Schiedsrichter, dass er noch 10
Minuten hat. Ich beschließe, dass er so viel Zeit nicht mehr braucht.
Insgesamt ein netter Abend,
auch wenn ich gegen Ende nicht mehr richtig mithalten kann.