ein Wochenende im Februar - von allem etwas
Am vergangenen Wochenende spielten alle drei Herren-Mannschaften,
ausnahmslos in der mittlerweile liebgewonnenen Mensa der Fehrsschule. Die
Vorzeichen waren für alle Mannschaften ähnlich, Kämpfe auf Augenhöhe, es ging
um viel (auch für die Dritte, auch wenn dort nicht Ab- oder Aufstieg Thema
ist).
In der Zweiten waren die drei Spitzenbretter (gegen Elmshorn III) klar
unterlegen, dafür hatten wir an allen anderen Brettern etwas Übergewicht. Recht
früh mussten dann auch die Spitzenbretter Alexey und Pit Niederlagen
quittieren, nicht überraschend. Auch Ernst-Holger wandelte früh auf
Verlustwegen, und so stand es 0:3. An keinem der hinteren Bretter war klarer
Vorteil auszumachen, so dass sich eine Niederlage anbahnte. Peter gelang nicht
mehr als ein remis, in wahrscheinlich etwas schlechterer Stellung, so dass es
noch schwieriger wurde den Rückstand wettzumachen. Aber da er nicht mehr
gewinnen konnte, war eben nicht mehr drin als ein remis. Von da an haben alle
das beste aus ihren Stelllungen gemacht, sie haben einfach weitergespielt.
Jens, mal wieder ohne Rochade und ohne Entwicklung eines ganzen Flügels,
zertrümmert die Königsstellung des Gegners, der zur falschen Seite rochiert war,
und setzt matt. Am wenigsten Sorgen habe ich mir um Thorben gemacht; den Gegner
angreifen lassen, kleine Fehler ausnutzen, routiniert ins Endspiel
überschwenken, den Punkt auf der Scorer-Karte eintragen. Unser Trickser Frank
überredet seinen Gegner zu einigen strategischen fragwürdigen Entscheidungen,
lässt ihn dann wieder ins Spiel kommen und entspannen, und nimmt ihm einen Turm
weg - und schon steht es 3,5 : 3,5. Roland noch. Gegen Patrick Günter, ein
Schwergewicht. Der steht auch absolut solide, ohne Schwächen und hat definitiv
Konterchancen und die strategisch bessere Struktur. Roland stört das alles
nicht, weder die 200 weniger DWZ noch die schwierige Stellung. Er macht sein
Spiel, und das heißt: den König mit maximaler Kraft angreifen. Die Figuren
haben ja alle schon mal gezogen, also alle Bauern vor gegen den König, alle.
Und er hat den Gegner am Rand einer Niederlage (die Elmshorner räumen ein, dass
Roland hätte gewinnen können). Es wird dann zwar remis, aber trotzdem:
Hochachtung vor so viel Mut. Roland hat sich nicht beirren lassen, und immer
weiter angegriffen. Und so schafft man trotz klaren Rückstands einen
Mannschaftspunkt, ohne dass wirklich Sensationelles passiert wäre - jeder hat
einfach versucht, das Beste aus der Stellung herauszuholen.
In der Dritten (gegen Büsum II) hatte jeder eine Stellung, die typisch
war. Bernd stand recht defensiv (für meinen Geschmack etwas zu passiv, aber das
kann man auch anders sehen), irgendwann hat sein Gegner alle Figuren optimal
aufgebaut, und beginnt erstens schwächende Bauernzüge zu machen, und zweitens
die Figuren auf schlechtere Felder zu stellen. Bernds Gegenangriff ist tödlich.
Ulf hat eine schöne Stellung, sowohl strategisch als taktisch mit Perspektiven.
Der spätere Sieg überrascht nicht. Henning hat es schwerer, sein Gegner hat
sich sehr kreativ aufgebaut, und nimmt ihm irgendwann eine Qualle ab. Henning
bekommt zwei Bauern dafür, aber sein Gegner manövriert immer noch geschickt,
und gewinnt später. Auch Rolf hat was er will. Einen Bauern weniger für nichts,
dafür wird seine Dame im Zentrum hin- und hergescheucht, Tempogewinne für die
gegnerischen Leichtfiguren inbegriffen. Irgendwie erreicht er aber eine
Stellung, in der seine beiden Springer (gegen Turm und drei Freibauern) lustige
Bewegungen vollführen, und den Gegner in eine Gabel laufen lassen, die dann
auch zum Gewinn für Rolf führt. Sogar ganz schlechte Stellungen kann man also
optimistisch spielen, wenn man sich nur wohl genug damit fühlt.
Die Erste (gegen Rendsburg) lag auch schnell in Rückstand: 0:2 nach
recht kurzer Zeit. Leider haben wir aber unsere Chancen, die definitiv da
waren, nicht genutzt. Sven und ich hatten DWZ-Vorteile, aber unsere Partien
verliefen ähnlich. Nach all den Versuchen blieb nichts, mit dem man noch etwas
hätte anfangen können. Cliff lief in einen Konter, der eigentlich nicht hätte
passieren dürfen, und irgendwie auch nicht in der Stellung lag- für mich kam
das unerwartet. Bei Jochen war es etwas anders: eigentlich hätte er nach einer
Stunde den ersten Punkt für uns machen müssen, vielleicht war das Zerhacken- Modul
noch nicht eingeschaltet. Auch schade. Sören hatte den vielleicht stärksten
Gegner, kam aber in Zeitnot in Vorteil, ohne das zu realisieren- zu spät für
uns. Bei Hauke war es extrem tragisch. Nach feinen Manövern kam er im Endspiel
zu klarem Vorteil, machte dann aber mit einem einzigen Fehler alles zunichte.
Mit drei Mehrbauern und Bauern an beiden Flügeln und Läufer gegen Springer zu
verlieren hört sich nahezu unmöglich an, und doch war es nur schwer zu
verhindern.
Und so ist es fast wie im richtigen Leben- Glück und Pech liegen nah
beieinander. Aber nur mit Pech kann man
die schlechte Bilanz der Ersten auch nicht erklären. Es wird Zeit, dass wir
wieder mit Mut und Optimismus an die Aufgaben herangehen. Wie es geht, haben
uns die Zweite und Dritte vorgemacht (oder sollten die es wirklich besser
können?). Es gibt keinen Grund, dass wir dauerhaft unter unserem Niveau spielen
(bzw. punkten). Das klingt nach Durchhalteparole, ist aber eine
Änderungsparole.
Egbert Hengst